Letztens erst wieder: Zum Veranstaltungsende bekommen die an der Diskussionsrunde beteiligten Frauen Blumensträuße, die Männer Bücher. Ich bin nicht die einzige im Publikum, die große Augen macht. Die Frau, die neben mir sitzt, schüttelt den Kopf und sagt: Das glaub ich doch nicht. Das können die doch nicht machen.
Machen sie aber.
Warum bekommen die Frauen Blumen und die Männer Bücher?, frage ich hinterher in die Runde. Ach, das ist doch alles nicht so wichtig, sagt jemand. Oder: Hat sich noch niemand beschwert. Oder: Ist doch egal, wer weiß, vielleicht sind die Bücher ja auch blöd. Aber tatsächlich sagen viele: Ja, hab ich mich auch gefragt. So ein Unfug.
Es stört mich, und eben nicht nur mich, weil es so symbolisch ist. Blumenschmuck für die Damen, das „schöne Geschlecht“, etwas Dekoratives, und nun könnte man den Symbolcharakter noch weiter ausdehnen, aber das ginge zu weit. Und für die Herren, das „starke Geschlecht“, für die Denker und Macher gibt es etwas mit Inhalt, etwas Handfestes, etwas Intellektuelles gar. Keine verwelkenden Blumen. Sondern etwas, das bleibt. Ich weiß, dass sich Veranstaltende darüber vermutlich nicht diese Art Gedanken machen. Sie wollen allen nur eine Freude machen. Diese unbewussten Abläufe sind allerdings Teil des Problems.
Und warum überhaupt einen Unterschied machen? Warum geschlechtergetrennte Geschenke?
Wenn ich daran denke, wie viele Frauen bei Veranstaltungen, die auf ein Wochenende fallen, ständig auf die Kicker-App schielen, weil sie nicht verpassen wollen, wie ihr Verein gerade spielt. Und umgekehrt, wie viele Männer verzweifelt auf den Bildschirm in der Fußballkneipe starren und in Wirklichkeit einen Elfmeter nur dann erkennen, wenn ihnen jemand sagt: Kuck mal, jetzt is Elfmeter!
Nein, mit „Gleichmacherei“ hat das nichts zu tun, nur mit respektvoller Gleichbehandlung.
(Zoë Beck)
Es gibt da so eine katalanische Sitte: am Sankt-Georgs-Tag (Sant Jordi, also der 23. April) schenken die Herren den Damen jeweils eine Rose, und die Damen den Herren ein Buch. Als nämlich Sankt Georg den Drachen tötete, um die Prinzessin zu retten, da wuchs aus der mit dem Blut des Drachen getränkten Erde eine Rose. Sankt Georg (damals noch kein Heiliger) schenkte die Rose der Prinzessin. Das Gegengeschenk der Damen soll an Cervantes, Shakespeare und Inca Garcilaso erinnern. Diese drei Autoren verstarben an einem 23. April.
Ich hätte allerdings auch lieber das Buch als die Rose.
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Zoë Beck wundert sich, genau wie ich!
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Hat dies auf Erase and Rewind. rebloggt und kommentierte:
Was ich noch sagen wollte:
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