Val McDermid, einst eine der ersten feministischen Krimiautorinnen und heute die „schottische Thriller-Queen“, schrieb im April 2015 für den Guardian einen Artikel über Politics in Crime Fiction, über den heiß diskutiert wurde. Neben der provokanten Kernthese (Krimis seien tendenziell gesellschaftskritisch, Thriller hingegen eher konservativ) steckt darin noch ein Gedanke zur kulturellen Bedeutung des Genres heute. McDermid schreibt:
„Wie mein Landsmann Ian Rankin schon dargelegt hat, sind die derzeitigen Kernthemen und Fragen im Kriminalroman und im Noir eher linksgerichtet. Der Krimi kritisiert die bestehenden Verhältnisse, manchmal ganz offen, manchmal subtil. Häufig verleiht er Figuren eine Stimme, die in der Welt nicht behaglich eingerichtet, nicht gut aufgehoben sind – Immigrant*innen, Sexarbeiter*innen, den Armen, den Alten. Den Enteigneten und den Leuten, die nicht wählen.
(…)
Wenn Menschen alles Vertrauen in die Politiker verlieren, suchen sie es anderswo. Vielleicht vertrauen sie uns Schriftsteller*innen, weil sie darauf bauen, dass wir – eingewoben in erfundene Geschichten – die Wahrheit sagen, und womöglich werden wir darum auf eine Art gehört und gelesen, wie wir es kaum je zuvor erlebt haben. Und das ist ein Gedanke, der einem Angst machen kann.“
© Mimsy Moller
Quelle: http://www.theguardian.com/books/booksblog/2015/apr/01/why-crime-fiction-is-leftwing-and-thrillers-are-rightwing (Passagen übersetzt von Else Laudan)